Mit dem Cardiolotsen mussten Patienten seltener wieder ins Krankenhaus
Gemeinsame Presseinformation
AOK Nordost – Die Gesundheitskasse
Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH
Persönliche Patientenbetreuung soll Schule machen
Berlin, 20. Juli 2021. Wer persönlich betreut wird, muss seltener wieder ins Krankenhaus: In einer ersten Zwischenauswertung des Innovationsfondsprojektes „Cardiolotse“ konnten die AOK Nordost und die Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH diesen positiven Effekt der persönlichen Patientenbetreuung nach einem Krankenhausaufenthalt feststellen. Die Projektpartner sind zuversichtlich, dass der Cardiolotse die Blaupause für ein neues, eigenständiges Berufsbild eines Patientenlotsen sein kann, der auch bei anderen chronischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Sie setzen ihn deshalb nach Auslaufen des Projektes zunächst auf der Grundlage eines Selektivvertrages fort. Im Frühjahr 2022 wird die Technische Universität München, die das Pilotprojekt begleitet, die vollständige Evaluation abgeschlossen haben.
Neues Berufsbild: Eine zukunftsweisende Form der Versorgung
„Der ‚Cardiolotse‘ ist ein Projekt, das Schule machen sollte. Die Zwischenauswertung und das positive Feedback der Patienten, Cardiolotsen und Ärzte zeigen, dass wir hier ein erfolgreiches Lotsenmodell etabliert haben,“ sagt Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost. „Durch die persönliche Ansprache direkt am Krankenhausbett haben unsere Versicherten schnell ein Vertrauensverhältnis zu dem Cardiolotsen aufgebaut und gerne das Angebot einer persönlichen Patientenbetreuung wahrgenommen.“ Der „Cardiolotse“ ist das bisher bundesweit einzige Lotsenmodell, bei dem eine Krankenkasse und ein Krankenhaus direkt kooperieren.
Dr. Johannes Danckert, Geschäftsführer Klinikmanagement und komm. Vorsitzender der Vivantes Geschäftsführung erklärt: „Das Projekt ist absolut zukunftsweisend. Die Gesundheitsversorgung wird künftig deutlich stärker auf ambulante Angebote und eine Vernetzung mehrerer Akteure setzen, um einen stationären Aufenthalt möglichst überflüssig zu machen – durch persönliche, aber auch mit digitaler Unterstützung. Vivantes setzt daher auf den Dreiklang „vernetzt-menschlich-digital“, um die Qualität der Versorgung im Sinne der Patientinnen und Patienten weiter zu entwickeln
Wertvolle Unterstützung in der Pandemie
Im Projekt haben zehn Cardiolotsen mehr als 1000 Herzpatientinnen und -patienten betreut. Auch wenn die Pandemie zum Start des Projektes nicht vorherzusehen war, haben sich nach ihrem Ausbruch die positiven Effekte der persönlichen Patientenbetreuung besonders deutlich gezeigt. Bei den Cardiolotsen sind gerade zu Beginn der Pandemie zahlreiche Patientenanfragen und -nachfragen eingegangen. Viele Patientinnen und Patienten meldeten sich, weil sie Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Arztterminen hatten. Die Cardiolotsen konnten hier schnell und unkompliziert wichtige Hilfe leisten, denn für Herzpatientinnen und -patienten kann es lebensrettend sein, dass sie wichtige Arzttermine wahrnehmen.
Hintergrundinformationen
So unterstützen die Cardiolotsen
Nicht alle Patientinnen und Patienten finden sich im „Dschungel“ des umfangreichen und hochqualitativen ambulanten Behandlungsangebotes gleichermaßen zurecht, oder sie fühlen sich schnell davon überfordert. Hier setzen die Cardiolotsen an: Der Kontakt zu den Patientinnen und Patienten entsteht bereits am Krankenhausbett. Nach der Entlassung melden sich die Cardiolotsen ein Jahr lang in regelmäßigen Abständen telefonisch bei den Patientinnen und Patienten, um sich nach dem Befinden zu erkundigen und die empfohlene Nachsorge sicherzustellen. Dazu wird zum Beispiel in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt die Einbindung in geeignete Versorgungsangebote (z. B. Reha-Sport, Nikotinentwöhnung, Diätberatung und Disease-Management-Programme der AOK Nordost mit koordinierten Gesundheitsvorsorgemaßnahmen) geprüft. Cardiolotsen unterstützen aber auch bei der Terminfindung für ärztliche Kontrolluntersuchungen, bei der regelmäßigen und richtigen Medikamenteneinnahme sowie bei der Suche nach Herzsportgruppen oder weiterbetreuenden niedergelassenen Ärzten. Die Betreuung durch einen Cardiolotsen geht damit weit über das bisherige Entlassmanagement hinaus.
Wie wird man Cardiolotse?
Gesundheitsfachkräfte aus medizinischen Assistenzberufen (Medizinische Fachangestellte sowie Gesundheits- und Krankenpfleger) erwerben die Qualifikation zum Cardiolotsen durch eine zweimonatige Weiterbildung. Diese beinhaltet Lernmodule wie Kommunikationstraining, medizinische Fachwissensvermittlung mit kardiologischem Schwerpunkt, Hospitationen, Datenmanagement und Coaching. Durchgeführt werden die Schulungen sowohl von Kardiologen und kardiologischen Pflegefachkräften als auch von externen Experten. Die auf kardiologische Erkrankungen spezialisierten Module können als Muster für eine etwaige Standardqualifizierung zum Patientenlotsen dienen.
Diese Patientinnen und Patienten können teilnehmen:
An dem Programm können bei der AOK Nordost Versicherte teilnehmen, die 18 Jahre oder älter sind, sich in einer Vivantes-Klinik an den Standorten am Urban, im Friedrichshain, Spandau, Auguste-Viktoria, Wenckebach, Humboldt, Neukölln und Kaulsdorf in stationärer Behandlung befinden oder befunden haben und eine der folgenden Diagnosen aufweisen:
- Angina pectoris,
- akuter Myokardinfarkt,
- rezidivierender Myokardinfarkt,
- akute Komplikationen nach akutem Myokardinfarkt,
- sonstige akute ischämische Herzkrankheit,
- chronische ischämische Herzkrankheit,
- paroxysmale Tachykardie,
- Vorhofflimmern und Vorhofflattern,
- sonstige kardiale Arrhythmien
- oder Herzinsuffizienz.
Weiterführende Informationen unter www.aok.de/pk/nordost/inhalt/aok-nordost-und-vivantes-testen-neues-berufsbild-an-berliner-krankenhaeusern/