26.11.2018

Innovationsfondsprojekt - AOK Nordost und Vivantes entwickeln neues Lotsenmodell


Erschienen am 28. November 2017 - „Cardiolotse“ betreut Herzpatienten individuell

Eine persönliche Patientenbegleitung während und nach einem Klinikaufenthalt soll die Versorgung von chronisch Kranken verbessern und unnötige Wiedereinweisungen verhindern. Die AOK Nordost entwickelt dazu mit Vivantes ein neues Lotsenmodell. Unterstützt werden beide Partner dabei vom Berufsverband Deutscher Internisten und dem Bundesverband Niedergelassener Kardiologen.

In einem mit rund 4,66 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds geförderten Pilotprojekt wird dieses Modell zunächst bei chronisch Herzkranken mit einer Ischämischen Herzerkrankung (z.B. Herzinfarkt) oder Herzrhythmusstörungen getestet. Ist der „Cardiolotse“ erfolgreich, könnte daraus ein eigenständiges Berufsfeld entwickelt werden, das auch bei anderen chronischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Die Evaluation übernimmt die Ludwig-Maximilians-Universität München.

Der Cardiolotse fungiert als Bindeglied zwischen dem Patienten und allen an dessen Versorgung Beteiligten. Seine Tätigkeit geht weit über das Entlassmanagement hinaus. Seine zentrale Aufgabe ist es, den Patienten umfänglich und für diesen gut verständlich über seine Erkrankung aufzuklären und ihm als persönlicher Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.

Die Intensität der Betreuung wird sich nach dem individuellen Bedarf richten. Dadurch sollen Ängste und Unsicherheiten beim Patienten abgebaut und er langfristig befähigt werden, souverän mit seiner Erkrankung umzugehen. Der Cardiolotse wird für diese Aufgabe entsprechend geschult und kann sich bei Fragen oder Unsicherheiten jederzeit mit einer spezialisierten Krankenpflegefachkraft austauschen, die im engen Kontakt zu einem Facharzt steht.

Daneben wird sich der Cardiolotse auch um die Terminkoordination für ärztliche Kontrolluntersuchungen und die Suche nach geeigneten Therapeuten und Herzsportgruppen kümmern. Außerdem unterstützt er den Patienten bei der regelmäßigen Medikamenteneinnahme. Auf diese Weise kann er auch therapeutische Abweichungen feststellen, gesundheitlich kritische Situationen rechtzeitig erkennen und die notwendigen Maßnahmen einleiten.„Das schlagende Herz ist der Inbegriff für Leben. Wenn es aussetzt oder aus dem Takt gerät, leiden die Betroffenen oft Todesängste. Gerade nach einem Klinikaufenthalt horchen diese Menschen besonders stark in sich hinein und geraten schon beim kleinsten Anzeichen, dass etwas nicht stimmen könnte, in Panik. Wir sind überzeugt, dass eine individuelle und auf das Krankheitsbild spezialisierte Patientenbegleitung mehr Stabilität und Sicherheit im Umgang mit der Erkrankung geben kann und damit auch unnötige Wiedereinweisungen verhindert werden“, sagt Stefanie Stoff-Ahnis, Mitglied der Geschäftsleitung der AOK Nordost.

Prof. Dr. Harald Darius, Chefarzt der Klinik für Kardiologie am Vivantes Klinikum Neukölln, ergänzt: „Im Falle eines erfolgreichen Projektabschlusses wäre wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen, dass eine bessere Vernetzung der Versorgungsebenen durch spezialisierte Lotsen die Wirksamkeit der Therapie steigern kann.“ Das Modell biete zudem auch eine Chance, Versorgungsunterschiede insbesondere aufgrund des Sozialstatus, des Bildungsniveaus und des Migrationshintergrundes abzubauen.

Eckdaten zum Projekt Cardiolotse
Konsortialführer: AOK Nordost
Konsortialpartner: Vivantes
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) – Fachbereich Health Services Management
Kooperationspartner: niedergelassene Ärzte, Deutsche Herzstiftung e.V.,
Berufsverband Deutscher Internisten e.V.,
Bundesverband Niedergelassener Kardiologen e.V.
Projektlaufzeit: 36 Monate - von Juni 2018 bis Mai 2021

Hintergrund
Der Innovationsfonds stellt bis 2019 jährlich 300 Millionen Euro für Versorgungsprojekte und -forschung bereit. Es werden ausschließlich Projekte gefördert, die deutlich über die bisherige Regelversorgung hinausgehen (https://innovationsfonds.g-ba.de/). Bisher wurden bereits elf Projekte mit AOK Nordost-Beteiligung vom Innovationsfonds gefördert – davon sieben Projekte bei den neuen Versorgungsformen und vier bei der Versorgungsforschung. Mit der dritten Förderwelle haben nun zwei weitere Projekte der neuen Versorgungsformen einen Förderzuschlag erhalten. Neben dem Cardiolotsen zählt dazu auch das Projekt SMARTGEM unter Konsortialführerschaft der Charité.

SMARTGEM baut auf dem Versorgungsvertrag KopfschmerzSPEZIAL zwischen der AOK Nordost und der Charité auf und ergänzt diesen um verschiedene Module, welche die Durchführung der empfohlenen nicht-medikamentösen Therapieansätze unterstützen sollen. Dazu zählt zum einen eine smartphonebasierte und als Medizinprodukt zertifizierte App (M-Sense), die über die reine Dokumentation der Kopfschmerzen (Tagebuchfunktion) weit hinausgeht. Sie soll die Kopfschmerzpatienten beim alltäglichen Umgang mit ihrer Erkrankung unterstützen. Als zweites Modul wird in dem Projekt ein zentraler ärztlicher Ansprechpartner für die Patienten und niedergelassenen Ärzte an allen drei universitären Kopfschmerzambulanzen etabliert.
Ein IT-basierter Informationsaustausch und eine telemedizinische Infrastruktur ermöglichen zum einen eine unkomplizierte Vernetzung und den notwendigen Informationsfluss zwischen der Kopfschmerzambulanz und den behandelnden niedergelassenen Ärzten. Zum anderen erleichtern sie die Therapie von Patienten, die aus verschiedenen Gründen Schwierigkeiten haben, regelmäßig in der Ambulanz oder Arztpraxis vorstellig zu werden.

Ansprechpartner


AOK Nordost – Die Gesundheitskasse
Pressesprecher Matthias Gabriel
Telefon: 0800 265 080 – 20307

Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH
Pressesprecherin Kristina Tschenett
Telefon: 030/130111300